http://www27.brinkster.com/relenberg/santiago/meine_d.htm
Meine Wanderung habe ich in Collorgues begonnen, meinen Wohnort, einem kleinen Dorf bei Uzès im Departement Gard. Das erste Ziel war Arles südöstlich von Collorgues, um auf dem Wanderweg GR 653 "Chemin d'Arles" bis nach Puenta la Reina zu marschieren und hier den Hauptweg nach Santiago zu erreichen. Im ganzen dauerte meine Pilgerfahrt 58 Tage mit 5 Ruhetagen. (Eine Karte mit allen Wegen in Europa)
Meine Absicht war es nach 45 Berufsjahren und dem Leben als Pensionär noch einmal etwas besonderes zu unternehmen und mich einzureihen in die Pilgerschar, die schon Jahrhunderte vor mir gewandert sind.
Es hatte lange gedauert bis ich losgehen konnte und es ist viel darüber geredet worden. Nun war es soweit, ein schöner Tag begann. Eine kurzes Verabschieden von Gisela und Nero unseren Hund, den Rucksack gesattelt und langsam bin ich die kleine Straße hoch gegangen durch die Weinfelder in Richtung Bourdic. Stephan war ein stiller Beobachter am Weg und machte Photos, wie ich das erste Hindernis, eine Böschung überwand. Eine kurze Rast in Blauzac. Ich nahm die Brücke Nicolas über den Gardon, den Berg hinauf und rechts in die Garrigue. Hier habe ich mich zum erstenmal verlaufen und ich mußte zurück, um den Weg nach Poulx zu finden. Auf der Höhe kurze Rast zwischen gelben und violetten Lilien. Durch Poulx und die lange Straße hinunter zum Tagesziel. Hier begann die Suche nach einem Hotel. Leider keines in dem Städtchen, so mußte ich die große Straße entlang in Richtung Nîmes zum "Formule 1". Der automatische Einlaß mit Scheckkarte funktioniert nicht aber die Wirtin macht meinen Versuchen ein Ende und ließ mich ein. Marcel sorgte im Motorhotel für einen Platz im Speisesaal, der total von einer italienischen Reisegruppe belegt war. Ein nette Frau mit großen Busen bediente mich. Ich mußte zurück über die verkehrsreiche Schnellstraße und schnell ins Bett.
Nach ArlesFlaches Land. Ich wanderte nach der Karte und doch habe ich mich zweimal verlaufen. In Redessan machte ich eine kurze Rast bei einem Bier und anschließend suchte ich den richtigen Weg. Leider nicht erfolgreich. Als ich an der "Mas Rouge" ankam, war ich vom Weg abgekommen. Zum Schluß auf dem Rhonedeich und der D15 über Fourques nach Arles. Nach einigem Suchen und Fragen ins Hotel Europa II. Die Küche wurde extra für mich geöffnet. Mir wurde ein großer Topf provenciale Suppe serviert. Das war aber nur das Vorgericht, es folgte noch ein "Boeuf à Gardien".
Nach St. - GillesZurück vom Hotel über die Rhone gelangte ich zum wirklichem Anfang des Arles Weges in die Kathedrale St-Trophime. Das erste Schild nach Santiago de Compostela fand ich am Ausgang von Arles. Durch die Camargue auf kleinen Straßen an Stieren auf der Weide vorbei marschierte ich bei schönen Wetter nach St-Gilles. Bei dem Rhone Kanal vor St.-Gilles war eine große Baustelle, was das Finden des richtigem Weg erschwerte. Die Abtei von St-Gilles war geschlossen. Nicht zugängliche Kirchen wegen Baufälligkeit oder Abwesenheit eines Pfarrers trifft man leider auf dem gesamten Weg an. Gruppenphoto einer italienischen Mädchengruppe auf der Abteitreppe. Ich habe mich nach zahlen eines Eintritts in die Krypta gesetzt. Angenehme Übernachtung im "Hotel de Cours"
Nach Gallargues-le-MontueuxBeim Verlassen von St-Gilles fand ich nicht den Wanderweg. Ein Problem, das ich bei vielen Städten hatte. Bei großen Städten sind es die umgebenden Neubaugebiete, die schwierig zu durchqueren sind und bei kleinen sind es die fehlenden Stadtpläne. Eine gute Hilfe in Frankreich sind die Karten an den Omnibus Haltestellen. In Vauvert machte ich eine Ruhepause und dann habe ich lange einen Übergang über die Vistre gesucht. Die Einheimischen wußten leider nicht sehr gut Bescheid wo die schmale Brücke ist. Zur großen Enttäuschung gab es in Gallargues-le-Montueux kein Hotel und der Zeltplatz war noch geschlossen. Also noch 3 km weiter bis zur N113 an der Pont Vidourle das Hotel "Mon Auberge".
Nach Castelnau-Le-LezDer Weg führte an der Vidourle entlang bis zur Pont Romain und dann wieder auf dem GR 653. Lange marschierte ich parallel zur Autobahn zu einer kleine alten Kirche in Cers an der Via Domitia. Eine Frau aus einem Gemüseladen wies mir den Weg zu einem kleinen Hotel. Leider wollte der Wirt mir kein Zimmer herrichten. So mußte ich noch einmal 2 km die lärmende N113 zum einfachen Hotel "Romarins" laufen.
Nach MontanaudDiese Etappe stand unter dem Motto "Verlaufen und doch gut angekommen". Das Probleme mit den großen Städten. Durch Montpellier führte der Weg mit einer Rast im Grand Café auf dem "Place de Comedie" und einem Besuch der Kathedrale.
Nahe bei Montanaud zum Schluß hatte ich kein Wasser mehr aber großen Durst, da schenkte mir ein guter Freund am Wegrand eine Literflasche, nachdem er feststellen mußte, daß sein Leitungswasser milchig war. Abends im Café mit Essen vom "Boulanger", da ich nicht gewartet habe, bis ein Restaurant öffnete. Kein Hotel am Ort. In 3 km, abseits von der Route wäre ein Chambre d'Hote gewesen. Da ich das Risiko nicht eingehen wollte es geschlossen zu finden oder keine Zimmer für eine Nacht vermietet wird, hatte ich mein Zelt zum ersten Mal neben dem Wanderweg auf halber Höhe in der Garrigue aufgeschlagen. Der Boden drückte aber trotzdem schlief ich gut.
Ein Stück bin ich auf einer alten Eisenbahnlinie gelaufen. Rast und Musik in Aniane. Bei der Teufelsbrücke geht es in das Tal der Herault. In St-Guilhem-le-Desert wurde ich zu Chi Chi geschickt direkt am Platz gegenüber der Abtei, da die Hotels noch nicht geöffnet waren. Um 18ºº Uhr war Messe mit gemischter Mannschaft Mönche und Schwester. Die Hübscheste machte die tiefsten Verbeugungen.
Nach LodèveViele Anstiege aber eine wundervolle Wanderung. Auf dem Weg mitten in der Einöde hält ein Autofahrer und sagt «Dieser Weg führt nirgendwo hin». Große Enttäuschung in Lodève: alle Hotels sind geschlossen auch das Hotel "Croix Blanche", auf das ich mich besonders gefreut habe, da wir hier schon einmal mit Freunden gut zu Mittag gegessen hatten. Nochmals 3 km immer an der Schnellstraße entlang nach Poujols zu einem Motel. Das bedeutete am nächsten Morgen die gleiche Strecke zurück, um auf dem GR 653 weiter wandern zu können.
Nach LunasErst besichtigte ich die Kathedrale von Lodève. Dann ging es weiter auf Landstraßen über einen Paß bis nach Lumas. Der nächste kleinere Ort war St. Martin, der auf der alten Pilgerkarte erwähnt ist, die ich immer benutzt habe, um zu prüfen, ob ich auf dem alten Weg wandere. Die Kirche auf dem Berge war wegen Baufälligkeit geschlossen. Ich stand um 16ºº vor einer geschlossenen Hoteltür in Bousquet und der Wirt eines angrenzende Cafés war nicht sicher, ob es am Abend öffnete. Ich entschied mich 3km zurück zu gehen, um in Lunas in einem Hotel zu übernachten.
Das schönste Wetter. Der GR 653 führt über die Berge und das bedeutet einen langen Anstieg. Ich glaube kaum, daß die Pilger in die Berge geklettert sind, wenn man einen Talweg benützen kann. Ich habe mich anders entschieden und bin auf kleinen Straßen gewandert mit moderaten Pässen. In St-Gervais tote Hose, selbst der Bäcker verschläft die Öffnungszeiten. Zu mehreren warten wir vor der Bäckerei. Ohne frisches Brot suchte ich mir 2 km weiter einen Zeltplatz im Kastanienwald.
Nach Muret-sur-VèbreAnstrengende aber schöne Tour über die Berge. Am den Weggabelungen standen Jakobs-Kreuze aus Eisen erkennbar an einer Muschel. Ein angenehmes Hotel in Muret-sur-Vèbre ist leicht zu finden.
Nach La-Salvetat-sur-AgoutIn der leicht hügelige Landschaft waren keine größeren Steigungen zu überwinden. Ich sah einen scheißenden alten Bauer an einem Bauernhof am Wegrand. Ein leerer Speichersee machte einen häßlichen Eindruck aber im Wald blühten viele Blumen. Ich hatte Schmerzen im Knie heute auf dem ganzen Weg. Vor La-Salvetat-sur-Agout stand in einem Friedhof eine romanische Kapelle, leider nicht zu besichtigen. Im Hotel Pergola in La-Salvetat-sur-Agout fand ich mein Nachtlager. Von hier habe ich meine Tochter Gesa angerufen.
Nach RialetAlle interessante Kapellen waren geschlossen. Nach einem langen einsamen Weg bin ich endlich in Rialet angekommen. Ein Hotelschild im Dorf machte mir Hoffnung. Das Hotel hielt aber noch Winterschlaf. Ein Stück weiter am Waldrand mit Blick auf eine Waldwiese mit Schafen habe ich mein Zelt aufgeschlagen.
Nach CastresAlle Zeitangaben auf Wandertafeln sind von mir nicht geschafft worden. Aus 3,5 Stunden nach Castres wurden bei mir 5 Stunden mit einer Rast in Noailhac. Gut und viel gegessen habe ich in einem Bistro in Castres und geschlafen im *** Sterne Hotel "Europa".
Nach PuylaurensDer Wanderweg GR 653 macht nach Castre einen Bogen nach Süden durch das "Montagne Noir". Ich entschloß mich den direkten Weg nach Toulouse zu wandern, über die Städte, wie in meiner alten Karte verzeichnet.
Auf der Suche nach einem Hotel in Puylaurens führte mich ein Mann, der aus einem Auto stieg, zu einen riesigem Pfarrhaus. Durch die geöffnete Tür sah man eine große Marienstatue im Treppenhaus. Ich lehnte dankend ab. Nachdem meine Suche im Ort nach an einem Schlafplatz vergeblich war und es langsam zu regnen anfing, kehrte ich zurück und bat um Aufnahme, die mir, nach Rückfrage bei der Pfarrfrau, gewährt wurde. Ein gutes Frühstück allein im großem Eßzimmer ließ mich die Nacht in einem schmutzigen Zimmer vergessen.
Ich wanderte für eine Weile in der Ebene und dann bergauf zum Schloss von Aguts, durch den Garten des Schlosses und weiter auf einem Höhenzug.
Alles Fragen, auch beim Sekretariat des Bürgermeisters, um ein Nachtlager zu finden waren vergeblich. Also wanderte ich noch von Caraman 2 km weiter. In einem kleinen Wäldchen schlug ich mein Zelt für die Nacht auf. Morgens ging es weiter nach Toulouse, mein erstes grösseres Etappenziel. Dort plante ich einen Ruhetag einzulegen, nach den ersten 460 km meiner Wanderung.
Ohne Morgenkaffee machte ich mich auf den Weg und dann auch weit und breit keine Möglichkeit einen zu bekommen, gehört zu den Härten so einer Wanderungen. Erst in einem Vorort von Toulouse genoß ich den ersten Café Creme. Ich verbrachte lange Zeit in der Kathedrale St-Sernin. Der barocke Altar wirkt störend. Meine Unterkunft war das preiswerte Hotel "Riquet", nach dem Erbauer des "Canal du Midi" in der Nähe des Bahnhofs, der Nuttengegend. Den zweiten Tag bin ich durch Toulouse gebummelt mit einem Besuch im Museum Augustin und Abends in ein Kino: schwuler Jude liebt Jüdin.
Nach L'isle-JourdainAus Toulouse herauszukommen war wieder mit Fragen und Suchen verbunden. Schöner Tag in Pibrac, einem Wallfahrtsort. Eine Abkürzung ist nicht so leicht gefunden. Ein freundlicher Radfahrer, der nicht wußte, ob es ein Hotel am Etappenziel gab, veranlaßte mich 2 km vor L'isle-Jourdain ins Zelt zu kriechen nach diesem langen Weg. In der Nacht regnete es.
Nach AubietZwei km weiter, hinter L'isle-Jourdain wäre am See ein schönes Hotel gewesen. Heute marschierte ich daran vorbei, nach einer kurzen Besichtigung der Stadt L'isle-Jourdain. Im hübschen Gimont waren alle Hotel besetzt. Am ersten läßt mich die Chefin am Empfang merken, daß ich nicht erwünscht war. Gimont war der einzige Ort, an den mich die Polizei nach einem Ausweis fragte. Nicht sehr freundliche Stadt also weiter. In Aubiet ist das Hotel am Samstag und Sonntag geschlossen. Noch einmal 2 km gewandert, dann lud mich ein Wäldchen ein, mein Zelt aufzustellen.
Unterwegs fing es an zu regnen und ich fand meine Regenjacke nicht mehr im Rucksack. In Montégut saß ich auf einer Bank an einen Tisch trocken unter einem Dach. Ein freundliches Paar nahm mich mit in ihrem Auto zum 4 km entfernten Auch und setzte mich vor einem Hotel ab. Ich trocknete meine Sachen und beschloß einen Ruhetag einzulegen und mir am Montag eine neue Regenjacke zu kaufen. Beim Essen holte mir die Wirtin des "Hotel de Paris" eine Jakobsmuschel aus der Küche, die ich in Toulouse vergebens auf einem Markt gesucht hatte. Da sie mir schon ein Loch in die Muschel gebohrte hat, war das Befestigen am Rucksack einfach. Am nächsten Tag besichtigte ich die Altstadt von Auch mit der Kathedrale und erkundete den Weg für den folgenden Tag
Nach MontesquiouBescheidenes Wetter, aber man sah schon im Westen die Pyrenäenkette. Ein sehr beeindruckender Anblick. Am Ortseingang von Montesquiou hörte ich von weiten Zirkusmusik. Der "Cirque du Paris" gab eine Nachmittagsvorstellung. Zwei Dromedare grasten. Ein Clown kam einen Abhang herunter und fragte mich zuerst nach der Uhrzeit und dann ob ich einen Job hier beim Zirkus wollte. Ich lehnte dankend ab. Später dachte ich oft an diese Begegnung zurück und ob ein paar Tage bei einem Zirkus nicht von einigem Reiz gewesen wäre. Die Sekretärin des Bürgermeisters schickte mich zu einem "Chambre d'Hôte". aber dort machte mir keiner auf. Es regnete und ich stand unter dem Dach und wartete. Auf einmal kam die gegenüber wohnende Nachbarsfrau und lud mich zum Tee und bleiben ein. Nach einem Abendbrot im Kreise der Familie schlief ich gut in einem netten Zimmer.
Schild am Ortsausgang | |
Arles | 540 km |
Compostelle | 935 km |
Ich kam durch viele kleine Dörfer, die auf der "Carte des CHEMINS de St.JACQUES de COMPOSTELLE" von 1648 erwähnt sind wie: Poulebon, Montezum und Sauveterre. Diese Karte zog ich immer zu Rat, um möglichst den ursprünglichen Weg einzuschlagen. Auf der Ebene vor Moubouguet wehte mir ein starker Wind ins Gesicht. Ich zählte die Telefonmaste am Weg bis Moubouguet. Am Anfang waren es 26, es wurde langsam immer einer weniger, bis ich es geschafft hatte.
Nach MorlaasEin böser Regen fiel in der zweiten Hälfte dieses Tages. Unter dem überstehenden Dach eines modernen Bürgermeisteramts in einem kleinen Dorf fand ich einen trockenen Platz. Zum Glück gab es in Morlaas ein freundliches Hotel. Ich besichtigte die Wandbemalung in der romanischen Kirche St. Foy.
Nach PauIch wanderte eine kleine Etappe und wartete auf besseres Wetter für die Pyrenäen. In Pau habe ich meine Ausrüstung mit ein Paar Handschuhe vervollständigt und im Touristenbüro mir Information über die Pyrenäen besorgt. Vor den Pyrenäen hatte ich doch einigen Respekt. Es wurde später in Spanien von einem Engländer erzählt, der den Weg in dieser Zeit von St. Jean-de-Port versuchte, obwohl wegen des Schnees ihm abgeraten wurde. Nach einem Tag und einer Nacht kam er zum Ausgangsort zurück, total erschöpft und ohne Ausrüstung.
Nach LescarHeute wanderte ich nur zum kleinem Ort Lescar, nicht weit von Pau. Den Vormittag stiefelte ich durch Pau. Im dem Hotel in Lescar traf ich nette Wirtsleute an. Am Nachmittag besichtigte ich den kleinen Ort mit seiner alten Klosterkirche. Von der Wirtsfrau erfuhr ich die erste Horrorgeschichte des Caminos von einer alten Holländerin, die 8 Monate bis nach Lescar brauchte, und total erkältet war und vom viele Penicillin schlucken eine Penicillin Wolke verbreitetet. Die Wirtsfrau wollte mich am nächsten Tag nicht gehen lassen, weil es stark regnete. Sie bezweifelt, daß man bei diesem Wetter jemals nach Santiago de Compostela kommt und bittet mich Ihr eine Karte zu schreiben, wenn ich es doch schaffe.
Nach Oloron St-MarieBei strömenden Regen bin ich also aufgebrochen in Richtung Pyrenäen. Die Wirtin steckte mir ein Sack mit Obst und Schokolade ins Gepäck. Leider wurde das Wetter den ganzen Tag nicht besser. Unterwegs habe ich mich in einem Holzschuppen untergestellt. Ein freundlicher Mann brachte mir einen Napf mit Suppe aus dem Haus. Im Hotel von Oloron St-Marie habe ich meine ganzen Sachen zum Trocknen aufgehangen. Die Stadt selber hat mir nicht gefallen, vielleicht lag es am Wetter.
Nach Lurbe St-ChristauNun wurde es langsam Ernst. Die Pyrenäen rückten näher und das Wetter blieb schlecht. Auf der kurzen Strecke hielt das Regenzeug dicht. Ich kehrte bei Saint Christau ins erst beste Hotel "Au bon Coin" ein. Nicht zu empfehlen, die alte Wirtin ist scharf aufs Geld. Schade, einen Kilometer weiter wäre ein nettes Familienhotel "Des Vallées" gewesen, in dem ich mich bei einem Café Creme aufwärmte.
Nach BedousEs gab einen schönen Weg parallel zur N134 durch das Vallée d'Aspe. In Sarrance besichtigte ich eine interessante Kirche. Da ich nicht sicher war eine Herberge zu finden, ging ich diesmal nicht auf gut Glück los, sonder machte telefonisch eine Reservierung in der "Gite Choucas blanc" in Bedous. In diesem einfachen Haus mit Jugendherbergs - Atmosphäre direkt an der N134 hielten sich mehrere Familien auf.
Nach UrdosUnterschiedliches Wetter auf diesem Weg. Ich besuchte die Kirchen von Accous und Borce. Im Hotel in Urdos vor der Zollkontrolle habe ich zu Abend gegessen und geschlafen. Morgen starte ich den Angriff auf den Col-du-Somport mit einer Paßhöhe von 1632m und dann Adieu France.
Den Col-du-Somport erwanderte ich auf der großen Straße N134. Einige Lastwagen rauschten an mir vorbei. Ich empfand es nicht als unangenehm. Auf einem Parkplatz glaubte ich Bärenspuren gesehen zu haben. Auf dem Col wehte ein scharfer Wind und es schneite. Noch 845 km nach Santiago stand auf einem Schild. In der Ferne sah ich Skiwanderer. Ein kurzer Aufenthalt und dann ging es im wüsten Schneetreiben nach Spanien. Vor einer Kaserne von Riosetta grüßte mich ein Wachsoldat. In Canfranc-Estación schaute ich mir den riesigen Bahnhof an, der im Inneren zerfallen ist. Ein leichter Schnupfen machte sich bemerkbar.
Nach JacaDas Wetter blieb schlecht und es schneite. Es war viel Wasser auf den Wegen. Ein reißender Gebirgsstrom, den man durch springen von Stein zu Stein überqueren konnte, ließt mich umkehren, da in der Mitte zwei Steine fehlten. Beim Einmarsch in Jacca sah ich auf einem Bergrücken ein eingezäuntes Gelände, bewacht von hohen Wachttürmen. Hier wohnt die Polizei mit ihren Familien. Honneker hätte seine Freude gehabt.
Halbzeit und die Pyrenäen waren überwunden. Ich hatte einen leichten Schnupfen davon getragen. Ein Ruhetag war fällig, ausgefüllt mit einem Besuch der Kathedrale, einer Wanderung zur einer imposanten alten Steinbrücke und das Schreiben von Postkarten an alle Familienmitglieder.
An diesem Tag machte ich einen Umweg in die Berge aufwärst bis zum Kloster San Juan de la Pena. Plötzlich tauchte es, an einen Berg geklebt, vor einem auf. Es war leider geschlossen am frühen Nachmittag. Weiter den Berg hinunter nach Santa Cruz de la Seros wo ich ein einfaches Hotel fand. Hier gab es eine schöne Kirche. Der Versuch sie zu besichtigen scheiterte, da niemand die Tür aufschloß. Ein freundlicher Autofahrer brachte mich zum Kloster zurück. Nochmal den gleichen Abstieg zum Hotel, in dem ich mit einer Gruppe Münchener zum Abendbrot gegessen habe.
Nach BerdunErst durch die Berge und dann etwas langweilig auf einen Umweg nach Berdun, um die Landstraße zu vermeiden. Berdun liegt auf einem Hügel mit schöner Aussicht nach allen Seiten, wenn man das Städtchen zu Fuß umrundet. Von meinem Zimmer hatte ich einen Blick auf die Kirche, wie in Santa Cruz de la Seros.
Nach YesaIch schaffte wieder eine größere Etappe. Erst auf dem Wanderweg GR 653, den ich auf halber Strecke verließ, um auf dem mittelalterlichen Weg weiterzugehen. Leider ist dies die RN240, die am Yesa Stausee vorbei führt. Ein alter Mann hat mich unterwegs bei Mianos in seinem Haus zum Kaffee eingeladen. Er wollte mein Pilgerbuch stempeln und war enttäuscht, daß ich keines besaß. Auch der Wirt in Berdun war wild aufs Stempeln und gab sich mit dem Stempeln der Rechnung zufrieden. Erst in Leon wurde mir ein Pilgerbuch ausgestellt, sonst hätte ich im Kloster nicht schlafen dürfen. Je näher man nach Santiago kommt wird das Stempeln immer wichtiger.
Am Wege liegen zwei verlassene und verfallene Dörfer, Esco und Tiermas, die auf meiner Pilgerkarte vermerkt sind. Kein Schild am Weg weist zu diesen Stätten und nach Tiermas, romantisch auf einem Hügel am Stausee gelegen, führt kein Weg. Ich verließ die Provinz Aragon und wanderte weiter in der Provinz Navarra.
Erst ging es auf der Landstraße entlang bis zur Paßhöhe, dem "Puerto de Loyti" und dann auf einem Feldweg bis Monreal, dem empfohlen Weg GR 653. Von der Straße sah ich unterwegs die halb-eingefallene Brücke am alten Pilgerweg über den Irati, die Teufelsbrücke.
Nach Puente la ReinaDer Anfang war anstrengend. Es ging immer auf und ab um den 'Higa de Monreal" herum. Am Wegrand gab es viele Blumen und so seltene wie der Frauenschuh. In der Ferne lag Pamplona. Ich war froh, daß ich nicht durch die weitläufigen Vorstädte von Pamplona wandern mußte. Mitten auf dem Feld steht die beeindruckende romanische Kirche Eunate. Mit einer Busgruppe wartete ich, daß die Eingangstür geöffnet wird.
Ich übernachtete in einem schönen Hotel am Ortseingang von Puenta la Reina. Hier traf ich abends auf meiner Wanderung die ersten Pilger, die ich in den nächste Wochen noch besser kennengelernte. Es fiel mir besonders ein Mann auf, modisch als Pilger verkleidet mit silberner Jakobsmuschel. Wie sich später herausstellte, kam er aus Paris und hat die Tour schon öfters gemacht. Ein gewaltiger Wanderer.
Nun bin ich auf dem Camino de Santiago. Über die Königinbrücke aus Puenta la Reina heraus und den Berg herauf. Ein schöner Weg über alte Brücken, die schon die alten Römer benutzt haben. Man ist nicht mehr allein auf dem Weg. Hier fiel mir zum erstenmal auf, daß viele Frauen unterwegs sind. Es war noch früh am Nachmittag, als ich in Estella ankam und ich entschloß mich weiterzugehen. Ich kam nur noch den Berg herauf. Da stand ein riesiges Hotel bei Irache, daß mich anzog und mich nicht vorbei gehen ließ.
Nach VianaDies war eine Kräfte kostende Etappe. Im Sommer bei sengender Sonne absoluter Selbstmord. Sehr abwechslungsreicher Weg. Keine Pilger mehr zu sehen. Mein kleiner Vorsprung bei Estella war wohl die Ursache. In Los Arcos unterhielt ich mich mit einem gut englisch sprechenden Wirt. Ein Spaßvogel von Taxibesitzer hat ein Schild am Weg angebracht: Taxi: Tel 505050. Für mich war das keine Versuchung. Das Suchen eines Nachtlagers in Viana gestaltete sich kompliziert. Alle Hotel "komplett", nach ja soviele gab es nicht. Die Pilgerherberge war geschlossen. Nach langem Warten macht mich jemand aufmerksam zum Brunnen an einem Platz zu gehen und nach einem Mann mit einer roten Baskenmütze Ausschau zu halten. Der Mann ist schnell gefunden, aber es dauert eine Weile bis er mit mir zur Herberge ging und die Tür aufschloß. Er schärft mir ein, um 22ºº Uhr in der Herberge zu sein, dann käme er zum Abschließen. Er empfiehlt mir ein einfaches Lokal, in dem ich einen ausgezeichneten "Lomo" aß. Ich war ganz alleine in einer großen Pilgerherberge. Wie ich im Bett lag kam mein Mann und freute sich, das er nun abschließen konnte, drückte mir die Hand und wünschte mir eine gute Nacht.
Nach LogrõnoDer Tag begann mit grauen Himmel und in Logrõno regnete es dann stark. Vor Logrõno hat sich Mutter Felisa einen Tisch an den Weg gestellt. Ihre Enkeltöchter (?) nehmen einen bei der Hand und führen einem zum Tisch, damit Großmutter den Pilgerpaß stempeln kann. Da ich noch keinen besitze halte ich ihr mein Tagebuch hin. Es ist ein ovaler Stempel. In der Umrahmung steht: CAMINO DE SANTIGO - LOGRONO - . In der Mitte ist zu lesen: FELISA, darunter: HIGOS - AGUA Y AMOR und dann in einer Reihe die Jakobsmuschel, ein Feigenblatt, ein Krug und das Kreuz, daß an einen Dolch erinnert.
Ich wartete in Logrõno in einem Lokal, daß der Regen aufhört. Viele Mitpilger in Regenkleidung kommen an und suchen das Pilgerheim auf. Ich verzog mich in ein kleines Hotel in einer Seitenstraße, da keine Wetterbesserung eintrat.
Am Morgen in Logrõno suchte ich zuerst die Santiago-Kirche auf und von dort führte der Weg aus der Stadt, um einen Stausee, unter einer Autobahn hindurch, über Navarrete (Rast in einem Café) nach Najera. Das Wetter war unbeständig. Auf dem Weg habe ich einige Pilgergruppen überholt: zwei französische Frauen (die eine alt), zwei Österreicher (vielleicht Vater und Tochter) und eine große französische Gruppe vor Najera. Ein langes pathetisches Gedicht in deutsch über den Sinn und den Mühen einer Pilgerfahrt ist auf einer Mauer gemalt. Da es regnete habe ich es nicht abgeschrieben. Heute bedauere ich es. Nach Jahren, im Oktober2001, habe ich eine e-mail aus der Schweiz empfangen, mit einem Hinweis, wo ich das Gedicht im Internet finde.
Nach Santo Domingo de la CalzedaZuerst 4 km auf der Landstrasse N120. Wie sich herausstellte der falsche Weg. Dann bin ich auf gut Glück links abgebogen und beim nächsten Dorf fand ich den gelben Pfeile wieder, der richtige Weg, ein beruhigendes Gefühl. Die Wege waren durchnäßt und können sehr morastig sein, besonders wenn man Nebenwege benutzt. Ein alter Mann macht mich auf eine Panneria in diesem Dorf aufmerksam. Unterwegs überholt mich der Obermarschierer (der gewaltiger Wanderer) mit zwei weiblichen Begleitern. Bei der Suche nach einem Hotel in Santo Domingo empfehlen zwei Holländerinnen das Pilgerheim, das beste in dem ich übernachtet habe. Abends trafen wir uns alle in der Kathedrale mit den Hühnern (Geschichte des Hühnerwunder und anderer Legenden zum Jakobsweg). Eine der Begleiterinnen des gewaltigen Pilgers war eine deutsche Sängerin. Sie sang einige Lieder in der Kathedrale. Anschließend gemeinsames Abendessen in einem Lokal neben der Kathedrale.
Vor dem Paradore glaubte ich Hr. Kübler von Dornier in Begleitung erkannt zu haben
In der Nacht wurde gewaltig geschnarcht und die Ersten brachen morgens um 5 Uhr mit lautem Gesang auf. Leider war ich kein Frühaufsteher. Bevor ich losmarschiere ist für mich ein Kaffee und ein Frühstück wichtig und ich habe viel Wert darauf gelegt irgendwo etwas zu bekommen. Leider machen die Kaffee's meisten erst um 9 Uhr auf, so daß frühes Aufstehen sinnlos ist.
Am Ende dieses Tages bin ich ein gutes Stück weiter auf dem Wege nach Santiago gekommen. Am Anfang wehte eine steife Brise, daß die Radfahrerinnen, die ich unterwegs in einer Kneipe am Weg traf, nicht schneller vorwärts kamen wie wir, die Fußwanderer. Das normale Etappenziel Belorado hatte mich nicht verführt zu bleiben, so bin ich nocheinmal 11 km weitergegangen, leider bei schlechtem Wetter und viel Regen. In Villafranca gab es zum Glück ein einfaches Hotel für Fernfahrer. Morgen habe ich die Chance bis nach Burgos zu kommen.
Nach BurgosIch war noch zu Steigerungen fähig. Rückblickend war dies die schwierigste Etappe auf der langen Wanderung. Zum Schluß, bin ich auf der ewig lange Einfallstraße nach Burgos mit Schmerz entlang gehumpelt, bis ich ein Hotel fand.
Bei Villafranca ging es den Berg hoch in den Oca Wald, erst bei Regen und dann schneite es. Dann auf 1100 m Höhe war der Weg eine Schlammpfad. An den schlimmsten Stellen mußte ich ins Unterholz ausweichen. In San Juan de Ortega trank ich mit einem netten Norweger einen Tee. Er wollte nach Burgos, hatte es aber vorgezogen bei diesem Wetter in der Herberge zu bleiben, weil er sich nicht gesund fühlte. Er war der norwegische Gesandte einer Konferenz der Santiagopilger. Vom Herbergsvater bekam ich den Schlüssel für die imposante romanische Klosterkirche. Vor Burgos bin ich noch einmal auf einem üblen Schlammweg gelandet und 5 m bevor der Weg asphaltiert war, habe ich das Gleichgewicht verloren und es hat mich voll in den "Batz" geschmissen. Mit Gras versuchte ich den gröbsten Schmutz zu entfernen.
Nach dem Marathon von gestern hatte ich keinen großen Ehrgeiz. Der Besuch der Kathedrale in Burgos ist natürlich Pflicht, wenn sie auch mit Gerüsten umgeben war. Es fand ein Gottesdienst hinter Gittern statt, unter Ausschluß der Gemeinde. Beim Verlassen der Kathedrale traf ich den gewaltigen Wanderer mit einem Freund. Die Sängerin ist aus Burgos zurück in die Staaten geflogen, erzählte er mir.
Am "Monasterio de las Huelgas suchte ich die gelbe Markierung des "Caminos". Zum Glück kam die Sonne heraus und trocknete den Weg. Mit mir marschierten zwei spanische Paare, die den 1. Mai nutzten, um eine Etappe des Jakobsweges zu laufen. Da sie noch nicht einmarschiert waren habe ich sie verloren und sie sind auch nicht in Hornillos angekommen. Hier gab es nur eine Pilgerherberge, wo sich alles treffen mußte. Ein junges englisches Paar mit einem kleinen Kind, daß auf dem Rücken getragen wurde, fand allgemeine Aufmerksamkeit. Es wurde ein gemeinsames Abendessen organisiert. Die Zutaten mußten vom Nachbarort besorgt werden. Der Einsatz der schweizer Spaghetti-Köchin fand Anerkennung, leider war das Resultat fade. Am Abend habe ich mich lange mit einem Holländer unterhalten, von Beruf Verlegers, der auf dem Jakobswege kreative Impulse suchte.
Mir geht es nicht gut. Ich schiebe es auf einen Lammbraten, den ich vorgestern abend in Burgos gegessen hatte und vor dem ich mich ekelte. Burgos ist so wie so bei mir in schlechter Erinnerung. Vor Jahren hatte ich mit meiner Frau eine Nordspanien Tour gemacht. In Burgos wurde unser Auto vor dem Hotel ausgeraubt. was uns veranlaßte umzukehren.
Ich schleppte mich weiter. Meine Mitpilger sind sehr besorgt um mich. Auf halber Strecke, in der einsamen Meseta, gab es eine kleine Pilgerherberge. Von freundlichen Jugendlichen bekam ich Kaffee und Plätzchen. Mir geht es wieder besser. Vor Castogeriz saß ich an dem Portal eines halb verfallenen Kloster und begrüße die vorbeiziehenden Pilger. Im halbverfallenen Castrogeriz finde ich ein gutes Hotel und beschließe am nächsten Tag, einen Sonntag, nicht weiter zu gehen. Ein freien Tag ohne Rucksack auf dem Buckel ist eine Erholung. Ich ging zum Castillo, einer Templerburg, die ich gestern von weitem auf der Anhöhe sah. Wunderbare Aussicht auf die umliegenden Tafelberge. Vorher machte ich einen Kirchenbesuch mit Gottedienst in einer der drei Kirchen von Catrogeriz.
Es geht weiter durch die Meseta. Schon nahe bei Formista liegt das Dörfchen Boadilla del Camino. Vor der Kirche fiel mir die spätgotische Säule auf, in dem sonst etwas heruntergekommenen Dorf mit vielen Lehmbauten. Vor Fromista besichtigte ich eine alte Schleusenanlage des Kanal de Castillo. Mir kommt eine Engländerin entgegen, die sich besorgt nach ihrem allein wandernden Mann erkundigt. Leider einen Engländer habe ich nicht getroffen, auch sonst sah ich niemanden auf dem Weg. Meine Erholungspause machte mich zum Schlußlicht der Pilgerkarawane. Ich verweilte lange in der restaurierten romanischen Kirche San Martin von Fromista, über die viel geschrieben worden ist. Vom meinen Hotelfenster hatte ich eine gute Aussicht auf San Martin. Ich fühle neue Kräfte nach einem guten Abendbrot mit einer Flasche einfachen spanischem Wein.
Nach Calzadilla de la CuezaErst geht der Weg kilometerweit parallel zur Landstraße bis Carrion de los Condes. Beim Näherkommen sah man im Dorf Villalcazar de Sirga die mächtige und unförmige romanische Kirche Santa Maria la Blanca. Ich marschierte durch das Dorf und besuchte dieses Ungetüm, eine Wehrburg Gottes. Im gegenüber liegendem Café erscheint eine deutsche Omnibus Reisegruppe, während ich meinen Kaffee trank. In Carrion de la Condes waren die Kirchen über Mittag geschlossen. Ein unfreundliche Art mit den Pilgern umzugehen. Hier machte ich Rast in einer riesigen aber leeren Kneipe. Weiter geht es über einen groben schnurgeradem Steinweg, der mir unendlich lang vorkam, bis zu einem Hotel in Form einer Jugendherberge. Hier in dem kleinem Dorf Calzadilla de la Cueza hat private Initiative ein gute Unterkunft geschaffen und nebenan wird an einem Neubau gearbeitet, der im Sommer die Pilger aufnehmen soll. Die beiden älteren Schweizer aus Genf kamen mir auf der Dorfstraße entgegen und haben es bedauert, daß die Gruppe von Hornillos nicht mehr beisammen war.
Nach Calzadilla de los HermanillosMeine Wanderleistung ist gut. Ich war mit mir zufrieden. Der Weg ist abwechslungsreicher als gestern. Sahagun hat mir nicht gefallen. Zuerst werde ich aus der Kirche hinaus komplimentiert, es ist 12ºº Uhr und in dem Bistro am Marktplatz, das mir ein englisches Ehepaar empfiehlt, war ich zum Mittagessen zu spät, es wurde sauber gemacht. Beim Einmarschieren in Calzadilla de los Hermanillos werde ich von zwei an der Straße sitzenden Frauen auf die Pilgerherberge aufmerksam gemacht. Eine belgische Gruppe mit Begleitfahrzeugen nahm die ganze Herberge in Beschlag. Es gab aber eine einfache Kneipe am Ort aber kein Restaurant und den einzigen kleinen Laden fand ich zu spät. Das Abendbrot war daher sehr kärglich.
Nach LeonAm Anfang geht es 21 km endlos durch Felder nach Mansilla de las Mulas. Nach dem Mittagessen dann noch 19 km an einer befahrenen Straße entlang nach Leon. Ich gehe langsam den Berg hinunter nach Leon. Hier fragte ich nach einem Hotel und wurde von einem hilfsbereiten Mann zu einem Frauenkloster geleitet. Eine energische Nonne stellt mir einen Pilgerpaß aus, den ohne Paß wird hier keine Unterkunft gewährt. Mit einem jungen Pilger habe ich Pläne für zukünftige Wanderungen bei einem Glas Bier diskutiert. Mein Vorschlag ist der Spanienweg von Sevilla nach Santiago und er möchte zum Berge Athos
Am nächsten Tag zog ich in ein kleines Hotel und besichtige die Kathedrale und Museen von Leon. Am meisten hat mich San Isidor mit der romanischen Wandbemalung beeindruckt. Der häßliche Vorplatz ist eine Schande für die berühmte Fassade von San Marcos
Diese Etappe war wenig reizvoll und hier besonders die Straße, um aus Leon herauszukommen. Man wird aber am Ende entschädigt beim Überschreiten der langen mittelalterlichen Brücke (18 Bögen) über den Rio Orbigo. Vom meinem Hotelfenster in Hospital del Orbigo hatte ich einen schönen Blick auf diese Brücke
Nach Rabanal del CaminoDer Weg führte durch eine schöne Landschaft. In Astorga saß ich in der Kathedrale und habe mich ausgeruht. Ein alter Mann ließ es sich nicht nehmen hier meinen Pilgerpaß zu stempeln lassen. Am Nachmittag ging es langsam bergauf bis nach Rabanal del Camino. Im Gasthaus fand ich eine Unterkunft. Mit den Wanderern aus der Pigerherberge aß ich zusammen Abendbrot
Nach PonferradaVon Rabanal wanderte ich immer bergauf bei diesigem Wetter bis nach Foncebadón, wo ich am Cruz de Ferro meinen kleinen Stein, den ich aus Collorgues mitbrachte, ablegte. Auf dem Steinhaufen lagen einige sehr große Steine, mir kam es wie Bauschutt vor, den unmöglich Pilger mitgebracht haben. Beim Weitermarsch in Manjarin läutet der Wirt einer einfachen Herberge, als ich vorbeikam. Bei "José" in El Acebo gab es ein gutes Mittagessen. Bis Molinaseca geht es bergrunter durch blühende Täler. Von hier auf der Hauptstraße ist es nach Ponferrade nicht mehr weit. Vor Ponferrada sprach mich ein alter Mann an, der in Hannover im Schlachthof gearbeitet hatte. Einen Deutschen erkennt man schon von weiten. An der großartigen Templerburg in Ponferrada vorbei über den Rio Sil marschierte ich ins Hotel
Nach La PartellaDer Weg bis Villafranca del Bierzo verläuft relativ eben. Unterwegs traf ich einen fußkranken deutschen Pilger, der tapfer wanderte. In Cacabelos wurde ein Glas Rotwein kostenlos in der örtlichen Weingenossenschaft an Pilger ausgeschenkt, das wir beide einforderten. Da es mir zu langsam vorwärts ging, trennte ich mich von meinem Weggefährten. In Villafranca del Bierzo liegt die Santiago Kirche am Jakobsweg. Im Ort suchte ich mir eine Kneipe zum Mittagessen. Mit einem großem Bier im Bauch, stieg ich von hier langsam bergauf, um nicht auf der vielbefahrenen Talstraße zu gehen. Bei Trabaldo ist der steile Abstieg zurück ins Tal. Als ich auf der Straße wanderte, fing es an stark zu regnen und ich war froh als ein Fernfahrer - Hotel an der rechten Straßenseite auftauchte. Mein Ziel "Vega de Valcare" in 3 km Entfernung habe ich wegen des starken Regen nicht erreicht
Nach TriacastelaEin richtiger Anstieg auf 1250 m bis zum Dorf Cebreiro hatte ich zu bewältigen.
Vor langer Zeit folgte ein Pilger dem Klang eines Dudelsacks und fand im Tale der Valcare den Heiligen Gral. Man versteht, daß in dieser Gebirgslandschaft phantastische Geschichten angesiedelt sind.
Nach einer kurzen Rast ging es auf einem Höhenzug weiter. Zwei Dörfer schicken ihre Kühe als Empfangskomitee. Ich bin nun in Galicien. Vor Tricastela ging es bergab. Links am Dorfeingang sah ich die Pilgerherberge besetzt von einer Jugendgruppe. Beim zweiten Hotel, daß gerade umgebaut wird, hatte man ein Zimmer für mich
Zum Ende laufe ich zur Höchstform auf. Soweit bin ich noch nie an einem Tage auf dieser Tour gewandert. Es ist der zweite Tag an dem mir nichts wehtut, selbst am Morgen kein Einlaufschmerz. Schöner Morgennebel und überall floß Wasser. Ein schöner Abschnitt des Jakobsweg, so wie man sich Galicien vorstellt. Zum Abend entlud sich ein schweres Gewitter kurz vor Portomarin. Ich stellte mich unter ein Vordach in einem Dorf, nicht nur des Regens sondern auch der Blitze wegen, den auf dem freien Feld war ich beeindruckt wie es blitzte und krachte. Eine Spanierin geht beherzt an mir vorüber und nannte mich "Rotkäppchen". Ich hatte eine roten Regenjacke an. Mitten im Zentrum von Portomarin steht die Kirche uneinnehmbar als Festung. Im Hotel war ich in netter Gesellschaft. Zwei Fahrrad fahrende ältere Engländer fielen mir besonders auf. Wie sich am nächsten Tage herausstellte, zwei untadelige Sportsmänner, die auch nach starken Alkoholkonsum langsam aber beständig die schwersten Bergetappen schafften
Nach MelideAn diesem Morgen fand ein großer Aufbruch von vielen Pilgern statt, die Frauen sind in der Überzahl. Es schien die Sonne und das Wandern fiel nicht schwer, die Leidensfähigkeit brauchte nicht gesteigert werden. Bis Palas de Rei ging es lange auf kaum befahrenen kleinen Asphaltstraßen. Palas de Rei beeindruckte mich nicht und ich zog weiter. Eine lahmende Engländerin mit Ehemann beschließt zu bleiben, die ich in einem Café traf. In Melide suchte ich ein Hotel und eine nette deutsche Frau schickte mich in die Sony Bar. Hier habe ich mit ihr und ihrer Freundin zum Abend gegessen. Am westlichen Ortsende von Melide liegt die Kirche Santa Maria.
Nach El Pino (Arca)Die Reise ging ihrem Ende entgegen. Alles wird leichter und ich könnte noch viel weiter gehen. Die Wege führten durch Eukalyptuswald und am späten Nachmittag landete ich in einem angenehmen Hotel.
In Galicien sieht man am Wege die typischen Getreide- und Maisspeicher die Horreos. Sie stehen auf Stelzen, die jeweils eine Steinplatte tragen, um den Mäusen und Ratten das Heraufklettern zu vereiteln.
Morgen startete ich zur letzten Etappe
Die letzte Etappe verlief gut. Es waren einige unerwarteten Anstiege und Abstiege zu überwinden. Zwei Franzosen wanderten tapfer mit. Das Denkmal auf dem Monto do Gozo ist eine Scheußlichkeit und die Kathedrale von Santiago konnte ich von hier im Häusermeer nicht entdecken. Unterhalb des Monto do Gozo liegt eine riesige Pilgerstadt, einem Lager ähnlich, wohl für Busreisende. Zur dieser Jahreszeit aber verlassen und leer. Ich vermisste die gewohnten gelben Pfeile am Schluß der Wanderung, die einem das beruhigende Gefühl geben, auf dem richtigem Weg zu sein. Eine Frage nach der Kathedrale beantwortete mir eine Frau mit kopfschütteln. Ich marschierte durch die Altstadt und plötzlich gehe ich auf dem Platz vor der Kathedrale und drehte mich um und bin am Ziel. Erst einmal setzte ich mich mitten auf den Platz und schaute mir die Fassade der Kathedrale an. Die Natur bemächtigte sich der barocken gelb verschimmelten Fassade und läßt überall Büsche wachsen. Warum auch Barock, es ist doch eine romanische Kirche, dies wurde mir richtig bewußt, als ich mit meinem Rucksack noch dreimal im Inneren das Kirchenschiff umrundete. Von meinem Plan zum Abschied noch einmal in einem traditionsreichen Gemäuern zu übernachten, dem Hostal de los Reyes Catolicos, dem ursprünglichen Hospital Real, nahm ich Abstand, nachdem ich eine Reisegruppe von alten Damen am Hostal in einem Omnibus vorfahren sah, als ich auf dem Plaza del Obradoire saß. Mit dieser Entscheidung sparte mir viel Geld. Ich versuchte die Touristen zu meiden, die überall herumwuselten und suchte mir ein kleines billiges Hotel am Rande der Altstadt.
Am Spätnachmittag traf ich die beiden englischen Radfahrer und bin froh Menschen zu sehen, die sich angestrengt haben, Santiago zu erreichen. Bei einigen Gläsern Guinness in einem irischen Pub lassen wir die Reise ausklingen.
Am zweiten Tag in Santiago kümmerte ich mich um die Rückreise. Drei Möglichkeiten gibt es:
Ich entschloß mich für die Eisenbahn. Am Vormittag erkundigte ich mich am Bahnhof und wählte die Route erst nach Iduna, hier Umsteigen und mit einen Nachtzug nach Barcelona. Am nächsten Vormittag mit dem TGV ging es weiter nach Nîmes.
Um 11ºº war Pilgergottesdienst in der Kathedrale mit dem Schwenken des großen Weihrauchfasses "Botafumeiro". Die Namen aller Pilger, die eine Urkunde erhalten hatten, wurden verlesen.
Zum Mittagessen aß ich in ein Restaurant mit Stühle auf der Straße. Als erste setzte sich eine pilgernde Dänin an den Nachbartisch und wir kamen schnell ins Gespräch. Im Laufe des Nachmittags gesellten sich zwei Holländer, die mit den Fahrrädern unterwegs waren und ein Brite zu uns. Es wurde ein gemütliches Beisammensein unter Pilgern.
Alles ist gut verlaufen. Gesund und munter kehrte ich nach Hause zurück mit einem Gewichtsverlust von 5 kg
Meine Frau macht mich auf eine Überschrift in unserer Regionalzeitung Midi Libre vom 8. April 1999 aufmerksam. "Brigitte a fait le camino pour renaître, enfin ...." (Brigitte hat den "camino" gemacht, um schließlich wiedergeboren zu werden, ....
L'antique migration celte aboutissait à ces lieux (Cap Finistera) où le soleil meurt chaque soir pour renaître à l'Orient chaque matin. Le sens profond du chemin est de "mourir pour renaître".
(Die antike keltische Wanderung führte zu diesen Ort (Kap Finistere), wo die Sonne jeden Abend stirbt, um am nächsten Morgen in Orient wiedergeboren zu werden. Der tiefe Sinn vom Weg ist zu sterben, um wiedergeboren zu werden)
Beim Hinweg nach Santiago de Compostela wird in einem etwas abgetötet aber beim Rückweg findet die eigentliche Wiedergeburt statt.
Ende